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Schafstall

 

Konkret wurden die Überlegungen als Claus Holst aus Goldbeck dem Verein einen alten Schafstall auf Abbruch anbot, der auf dem Hof sein Dasein fristete und seinem baldigen Ende entgegensah.

Hauskundliche Beratung stand durch Herrn Dr. Ulrich Klages aus Heidenau zur Verfügung. Seiner Meinung nach, und das hat er in einer für den Verein angefertigten Expertise auch zum Ausdruck gebracht, handelt es sich bei dem Goldbecker Schafstall um ein derart kulturhistorisch und hauskundlich bedeutsames Gebäude, dass eine Erhaltung und eine möglichst öffentliche Zugänglichkeit unbedingt anzustreben war.

Die Kranzbinder haben das Gebäude fast wieder in seinem Urzustand hergerichtet. Beide Giebelseiten sind „ausgefachert“ und mit Lehm abgedichtet, das Fachwerk der Seitenwände ist mit alten Ziegelsteinen ausgemauert. Nachdem in diesem Haus Schafe gehalten wurden, diente es auf dem Hof von Claus Holst als Häuslingshaus. Erkennbar ist dieses an den Bohlen vor der östlichen Giebelseite, die fest zusammengepresst sind, damit das Feuer und dessen Glut nicht das auf dem Boden lagernde Heu und Stroh entzündete.

Der Mensch und sein Vieh lebten unter einem Dach. Nur so war es möglich, auch kalte Wintermonate im „Niedersachsenhaus“ zu überstehen. Die damit verbundenen Probleme vermag man sich nur schwer vorzustellen.

 

Durchfahrtsscheune

 

Erstmalig im Jahre 1818 erbaut, ist die Durchfahrtsscheune für den „Beekhoff“ auch dadurch um so bedeutender, als das gesamte Balken- und Ständerwerk in Eichenausführung mit teilweise sehr urwüchsigen Hölzern erbaut wurde. Beim Wiederaufbau, der im Jahre 1992 vollzogen wurde, fand der vom Landkreis Stade geforderte Sanitärbereich Berücksichtigung. Eine weitere Besonderheit sind die ca. 4000 Lehmsteine, die durch die Vereinsmitglieder in sehr aufwendiger Art und Weise selbst angefertigt und vermauert wurden. Darüber hinaus wird die Durchfahrtsscheune heute als Lagerraum für alte Traktoren, Pferdekutschen und bäuerliches Gerät genutzt.

 

Remise

 

Eine alte Remise – man nannte sie auch Wagenschauer – zu finden war nicht schwer, aber keine war geeignet für den „Beekhoff“. Und da es sich hier auch nur um ein so genanntes Nebengebäude handelt, entschloss der Verein sich, dieses neu zu errichten. So konnten heutige Bedürfnisse berücksichtigt werden, obwohl sie sich einer alten Bauweise bedient haben. Das gesamte Balken- und Ständerwerk wurde nach alter Zimmermannsart gezapft und mit Holznägeln verbunden.

 

Backofen

 

Ein Backhaus, oder besser gesagt ein überdachter Backofen, war in früheren Tagen fester Bestandteil einer Hofstelle und sollte auch auf dem „Beekhoff“ nicht fehlen. Nach überlieferten Informationen und mit tatkräftiger Unterstützung der „älteren Generation“ wurde der Backofen im April 1994 fertig gestellt. Zu erwähnen bleibt noch, dass beide letztgenannten Gebäude auf dem „Beekhoff“ – Remise und Backhaus – mit Pfannen eingedeckt sind, wobei die beiden erstgenannten – Schafstall und Durchfahrtsscheune – sowie das Haupthaus in Reet gedeckt sind.

 

Brunnen

 

Auf jedem Bauernhof war ein Brunnen erforderlich. Es war meistens die einzige Wasserquelle für Mensch und Tier. Die Tiefe des Brunnens richtete sich nach dem natürlichen Grundwasserstand, in Beckdorf zwischen fünf und dreißig Meter. Das Wasser wurde mit einem am Strick befestigten Eimer nach oben gefördert. Der auf dem „Beekhoff“ gebaute Brunnen wurde originalgetreu, wie aus einer Bildvorlage der Hofstelle Johannes Prigge ersichtlich, funktionsfähig nachgebaut.

 

Haupthaus

 

Das Haupthaus auf dem „Beekhoff“ hat eine lange Vorgeschichte. Ulrich Klages von der Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V. hat es als Bauernhaus der Übergänge wie folgt beschrieben:

„Das viele Generationen im Besitz der Familie Nack befindliche Bauernhaus Bockhorst Nr. 1 ist nach den Baumerkmalen des Dielengefüges sicher nach dem Dreißigjährigen Kriege, vielleicht aber noch vor dem gewaltsamen Ende der Schwedenherrschaft (1656-1712) erbaut worden – jedenfalls in einer Zeit politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umbruchs.

Das errichtete Bauernhaus hielt sich hinsichtlich seiner Aufteilung an das überkommene Schema Diele-Flett-Kammerfach. Wohl aus steuerlichen Gründen beschränkte man sich auch auf drei Dielenfache, doch wurden diese besonders lang gebaut. Auch die Dielenbreite war mit über sieben Metern schon beachtlich, der Ernteboden selbst wurde durch einen Balkenüberstand von ca. 70 cm darüber hinaus noch besonders vergrößert.

Mehrere hundert Jahre hat das Haus jedenfalls zur Zufriedenheit der Bewohner seinen Zwecken gedient: dem Sitzen am offenen Bodenherd, dem Schlafen in den Butzen, auch den Kühen in ihren Tiefställen, den Pferden links hinter der Grootdör, dem Einbringen der Ernte auf den geräumigen, nicht unterteilten Dachboden und dem winterlichen Dreschen des Korns auf der Lehmdiele . . .

wieder lebendig werdende Vergangenheit! Wie gut, wenn spätere Generationen einen solchen schlichten, aber in seiner Einfachheit genialen Wohn-Wirtschaftsraum unserer Vorfahren noch erleben können!

 

Und wie sah es in den bäuerlichen Familien aus? Lassen wir noch einmal Prof. Dr. H. Prior zu Wort kommen:

 

Familie und Hof waren eine Einheit

Sehen wir einmal von den politischen und meierrechtlichen Umständen ab, so bestimmten sie beide das bäuerliche Leben: die Familie und der Hof. Die Familie organisierte die Arbeit, und deren Umfang und Härte verlangte die Tätigkeiten aller Mitglieder einschließlich der Kinder und der Alten, wenn die Selbstversorgung und darüber hinaus ein wenig mehr für Altenteil und Aussteuer, für Meierabgaben und Kontribution gesichert werden sollten. Der Hof wiederum bestimmte im jahreszeitlichen Rhythmus von Saat und Ernte die Art, den Umfang und den Ertrag der Arbeit.

Bäuerliche Familie und Hof bildeten eine ökonomische Einheit mit einschneidenden Folgen für die sozialen Verhältnisse der Bewohner. Denken wir nur an die Tatsache, dass nach hiesigem Anerbenrecht nur eines der Kinder den ungeteilten Hof erbte, während die Geschwister lediglich eine Mitgift erhielten, und zwar in einer Höhe, die den Hof nicht gefährden durfte, oder an die Tatsache, dass unverheiratet gebliebene Geschwister ein Bleiberecht auf dem Hof hatten und ein behindertes Mitglied lebenslang miternährt wurde.

Die Hoffamilie war eine Solidargemeinschaft, die den nötigen Lebensunterhalt aller Mitglieder sicherte. Sie war aber für den einzelnen zugleich eine Schicksalsgemeinschaft, in die man hineingeboren wurde und die man nicht verlassen konnte. Mit strengen Auflagen (z.B. zu arbeiten, solange man konnte) und unerbittlichen Regeln (z. B. ledige Geschwister auf dem Hof nur als Knecht oder Magd zu dulden), so dass sicherlich häufig statt Harmonie zwischenmenschliche Kälte und soziale Konflikte das Zusammenleben geprägt haben werden, gefördert noch durch die unglaubliche Enge des Wohnens  und Schlafens. Und das alles galt noch mehr für das Gesinde, für Magd, Knecht und Häuslingsfamilie.

So gesehen, prägte der Hof die Menschen noch stärker als die Familie. Er war nicht nur Heimat für Generationen, sondern sein Erhalt und seine Verbesserung waren eine unerbittliche Lebensaufgabe und Verpflichtung. Erkennbar ist diese Bedeutung auch an der Sitte, dem Hof einen Namen zu geben, der unabhängig von den Familiennamen für alle Menschen auf dem Hof galt. Jedermann sagte z.B. in Wiegersen: Dat ist Mattens Bur oder Mattens Mudder und dat sünd Mattens Lüd.

Wie kamen sie mit ihren Nachbarn aus, den unmittelbaren Nachbarn, im ganzen Dorf, in den Dörfern rundum? Gewiss, in den Gerichtsprotokollen ist nur von Konfliktfällen die Rede, von Beschimpfungen, Schlägereien und Eigentumsdelikten. Dagegen wird vom gutnachbarlichen Zusammenleben nicht berichtet, obwohl das dominiert haben dürfte. Man brauchte sich gegenseitig, half einander aus (der Hausbau ist ein besonderes Beispiel dafür) und sprach sich in vielen Fragen der Wirtschaft ab. Da der größere Teil der Flur Gemeinheit war (Weide, Heide, Busch und Moor), lief ohne Absprache nichts. Auch die Gutsherrschaft war allen gemeinsam und die Not bei schlechter Ernte, bei Viehseuchen und in Kriegszeiten. Doch Zwang und Not können auch zu Trotz, Habgier und Egoismus, zu Zank, List und Bosheit im Umgang miteinander führen, und so weisen die gerichtlichen Streitfälle gleichsam auf die neuralgischen Punkte des Zusammenlebens hin.

Dieses Haus besitzt also nicht nur einen bedeutenden bau- und kulturhistorischen, sondern auch einen wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund!

Immer wieder einmal scheint die Zeit in „Nackens Hus“ für einige Jahrzehnte stillzustehen. Bis in die sechziger Jahre wurde hier so gewohnt und traditionell gewirtschaftet. Dann aber brachten vielleicht familiäre Umstände, mehr jedoch die allgemeinen ökonomischen Rahmenbedingungen den letzten, schwersten Umbruch. Eine zeitweilige Intensivhaltung von Schweinen auf der ausgeräumten Diele war mit einer regulären Wohnnutzung nicht in Einklang zu bringen. Aber ein aus der Nutzung gefallenes, Leerstehendes Bauernhaus ist dem Verfall preisgegeben.

Gemäß dem ausdrücklichen Wunsch der Eigentümer und unter Beratung durch Mitglieder der Interessengemeinschaft Bauernhaus (IGB e.V.) ist „Nacken Hus“ auf Beekhoff in Beckdorf in originaler Weise wieder errichtet worden: ein Museum, ein Denkmal, Zeuge unserer Vergangenheit, Beweisstück für Wandel und Beharrung.“

Wer heute als Besucher das Haupthaus durch die „Klingeltür“ betritt, steht im so genannten Flett, dem zentralen Platz, wo sich die gesamte bäuerliche Familie und das Gesinde trafen. Die offene Feuerstelle diente zum Kochen, abends saß man am Feuer, um den Tagesablauf usw. zu besprechen. Zur Giebelseite waren links und rechts die Wohn- und Schlafräume (Butzen) der Familie, während die Mägde und Knechte ihre Kammern vor den eigentlichen Viehställen hatten. Vom Flett blickte man auf die große Diele und den gesamten Viehbestand. Auf der Diele wurde zur Winterzeit das Getreide, welches auf dem Boden lagerte, mit dem „Flegel“ gedroschen. Heute dient der gesamte Innenbereich als Tagungsraum. Eine Treppe führt den Besucher auf den Boden. Hier sind z. Zt. sieben Webstühle voll funktionsfähig aufgebaut. Unter Anleitung kann das Weben von verschiedenen Stoffen erlernt werden. In den Heizungsnischen sind mehrere Truhen untergebracht. Wer in früheren Zeiten vom Hof wegzog, hatte in einer Truhe seine gesamten „Habseligkeiten“ verstaut. Die älteste dieser Truhen stammt aus dem Jahre 1643. Der Boden dient zudem als Ausstellungsraum für verschiedene Anlässe, zur Hofseite hin sind die Sanitärräume, die in früheren Zeiten in dieser Form natürlich nicht vorhanden waren.

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